Auf Trojanerjagd mit einer sniffenden Netzbrücke

Ubuntu

Vor einigen Tagen erhielt ich einen Anruf mit der Bitte um Hilfe. Aus einem Firmen-LAN mit ca. 10 Clients konnte keine E-Mail mehr versandt werden. Alle Mails blieben in der Warteschlange des lokalen SMTP stecken, der sie an einen Remote-SMTP beim Provider weiterreichen sollte. Eine manuelle Telnet-Session zum SMTP des Providers brachte schnelle Klarheit: „Your IP is blacklisted in Spamcop.net’s Spam-Database“. Ups. Ich dachte zunächst nichts Böses und ging davon aus, dass das Problem dadurch entstanden ist, dass durch Pech beim täglichen IP-Wechsel eine Ex-Adresse eines Spammers zugewiesen worden war. Nach einem mauellen Reset des Routers, der dadurch eine neue IP bekam, war das Problem auch gelöst (dachte ich zumindest). Die Mails gingen raus.

Einen Tag später: „Wir können keine Mails mehr verschicken!“ Oh nein, eine Workstation hat einen Trojaner. Der Spammer ist im LAN. Avira Workstation Pro läuft auf allen XP-Clients im LAN und hat in der Regel auch zuverlässig funktioniert. Hier ist aber wohl etwas schief gelaufen.

Um herauszufinden wer der Übeltäter ist, habe ich den SMTP-Traffic zwischen DSL-Router und LAN gesnifft. Da alle Clients an Switchen hängen, war passives Mithören am selben Switch mit einem Client nicht möglich (Das geht nur mit HUB’s). Deshalb habe ich mit einer Debian-Kiste, 2 Netzwerkkarten und 2 Switches ziemlich umständlich einen Wiretap gebaut. Dabei war mir dieser Artikel von heise netze sehr nützlich.

Im Endeffekt muss nur die Verkablung des Sniff-Rechners stimmen, danach muss eine
Netzwerkbrücke erstellt werden:

Die beiden Netzwerkkarten im Rechner wurden gebridged, damit der ganze LAN-INTERNET Traffic auch durch den Pinguin fliessen konnte. Ein Sniff mit Wireshark auf TCP/25 brachte dann sehr schnell die Lösung. In Sekundenschnelle füllte sich das Livelog mit SMTP-Verbindungen eines LAN-CLients zu externen SMTPs.

Den Übeltäter habe ich mit dem Avira Rescue System gebootet. Die Live-CD hat einen Trojaner (TR/Trojan.GEN) festgestellt, konnte ihn aber nicht löschen. Ich habe die infizierte Datei (Zufallsname in system32/drivers) danach mit einer Ubuntu-Live-CD entfernt. Die Spamflut hatte aufgehört. Ich muss es noch einige Zeit beobachten, aber ich glaube der Client ist wieder Herr seiner Sinne.

Ich werde mir mal so einen USB LAN NIC besorgen. Dann geht das ganze auch mit dem Notebook. Das wäre viel angenehmer beim nächsten Mal.

Die heise Schnüffel-Bridge:

apt-get install brctl

ifconfig eth0 -arp promisc 0.0.0.0 up 
ifconfig eth1 -arp promisc 0.0.0.0 up 
brctl addbr br0 
brctl addif br0 eth0
brctl addif br0 eth1 
ifconfig br0 -arp promisc 0.0.0.0 up

2 thoughts on “Auf Trojanerjagd mit einer sniffenden Netzbrücke

  1. @Voku: Nein, leider nicht. Im Router konnte ich mir den Live-Traffic nicht ansehen und der Trojaner hat nicht über den internen Mailserver gespamt sondern sich direkt zu anderen SMTP’s im Internet verbunden.

  2. hätte es nicht gereicht, wenn man auf dem Router bzw. dem Mail-Server die Verbindungen anschaut und sich die IP-Adresse, welche auf Port 25 die ganzen Verbindungen aufbaut schnappt?

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